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Nützliches, gemischt:

Bügeltechniken beim Patchwork (07.09.2019)

Zur Seite oder offen bügeln? Was für eine Diskussion! Vielen Dank für die Beiträge und Meinungen meiner Rundbriefleserinnen, die ich im Folgenden mit meinen eigenen Überlegungen zusammenfasse.

Schauen wir uns die wesentlichen Möglichkeiten (1) einmal an:

Alle zur Seite Alle offen Teils-teils
Alle zur Seite Alle offen Teils-teils

Vermutlich hat das gemeinsame Umlegen der Nahtzugaben (NZ) zu einer Seite seine Ursprünge in der Vergangenheit. Wenn die NZ zur Seite gebügelt sind, können lose Füllmaterialen wie Heu, Wolle etc. nicht durch die handgestichelten Patchworknähte nach außen entfleuchen. Ein handfester praktischer Grund.

Welche praktischen Erwägungen können wir heute anstellen, wenn wir mit modernen Materialien und Techniken arbeiten?

Zur Seite bügeln

  • Der ursprüngliche Vorteil bleibt unbedingt erhalten:
    Die Füllung kann nicht durch die Nähte sichtbar werden oder austreten.
  • Die Nähfäden bleiben unsichtbar.
    Bei buntem Patchwork paßt das Garn nicht genau zu jedem Stoffstück, und die Fadenspannung ist evtl. auch nicht perfekt.
  • Die Naht liegt geschützt zwischen den Stoffen und wird so beim Bügeln und auch später beim Gebrauch und Waschen geschont. An den durch die Naht erfaßten Stofffasern wird bei Beanspruchung nicht beidseitig gezerrt.
  • Das Bügeln zu einer Seite geht schnell und einfach.
  • Durch die "Berge" der NZ entsteht eine bewegte Oberfläche, typisch für Patchwork.
  • Beim Zusammensetzen von Patchwork erweisen sich die "Berge" als nützlich, Nahtreffpunkte lassen sich durch das "Einrasten" der gegenüber liegenden Erhöhungen genauer positionieren.
  • Beim Quilten ist von Vorteil, daß im Nahtschatten gequiltet werden kann. Dabei erfaßt die Steppnaht den flach liegenden Stoff nah an der Umschlagkante. Dadurch werden die Konturen des Patchworkmusters hervorgehoben, die Steppnaht selbst ist fast unsichtbar. Auch ein erstes Fixieren der Lagen vor dem Quilten einzelner Blöcke in einem größeren Quilt bleibt unauffällig.
  • Keine Nachteile? Doch.
  • Es können sich an den Punkten, an denen sich mehrere NZ treffen dicke Hubbel bilden. Oder die NZ lassen sich aufgrund der vielen Lagen garnicht wirklich zur Seite bügeln, sondern springen immer wieder auf. Dicke Stellen sind überdies ein Hindernis beim Quilten und nutzen sich im Gebrauch einer Decke schneller ab.

Und noch etwas, für die ganz Akkuraten: das Umlegen des Stoffes "verbraucht" etwas an Material (der Verlust beträgt etwa ein bis zwei Fadenbreiten), Folglich muß rein rechnerisch beim Nähen ein knappes NZ-Maß eingehalten werden. Knapp 0,75 cm oder knapp ¼ " (der berühmte "scant quarter inch") Nahtzugabe schaffen den Ausgleich für den Materialverbrauch. Deutlich bemerkbar macht sich dieser Umstand aber erst bei dickeren Stoffen (z.B. japanische Webstoffe).

Tipps für die richtige Nahtzugabenbreite gibt es zur Seite hier.

Auseinander bügeln

Kommen Quilterinnen von der Schneiderei her zum Patchwork, erlebe ich häufig, daß das Auseinanderbügeln bevorzugt, bzw. als selbstverständlich angenommen wird.

  • Auseinandergebügelte NZ ergeben - bei einfachen Blöcken - eine sehr ordentliche Rückansicht.
  • Es erspart die Überlegung, in welche Richtung die NZ gebügelt werden soll.
  • Das Patchwork wird sehr flach. Das ist bei dickeren Stoffen, wie z.B. Jeans von Vorteil.
  • Das Ausrichten von Stoffmustern (z.B. bei Karos) fällt leichter.

Abgesehen davon, daß das Auseinanderbügeln eine aufwendige Arbeit ist, gibt es weitere Nachteile:

  • Der Nähfaden wird sichtbar, insbesondere bei kontrastierender Farbe oder schlechter Fadenspannung.
  • Die Naht wird beim Bügeln strapaziert, kann ausgedehnt werden (Wellenbildung).
  • Wenn mehrere Nähte sich treffen (Stern), kann keine zur Seite Rosette gebildet werden.
  • Ungeeignet für Quilten in der Naht -nur der Nähfaden würde erfaßt.
  • Beim klassischen Quilten in NZ-Breite neben der Naht wird die Naht auseinandergezogen.
  • Durch Lücken zwischen den Stichen kann die Füllung austreten.
  • Im Gebrauch und beim Waschen ist die Naht ungeschützt.

Was nun?

Wie immer ist es ratsam, mir zu überlegen, welche Ziele ich jeweils verfolge und mich dann für die eine oder andere Strategie zu entscheiden. Es können also in einem Block oder Quilttop durchaus verschiedene Techniken nebeneinander vorkommen.

Technisch gesehen, gilt es, den jeweiligen Nachteilen entgegenzuwirken.

Für offen gebügelte Nähte heißt das:

  • ein farblich passendes, qualitativ gutes Nähgarn benutzen
  • auf eine gute Fadenspannung achten
  • hochwertiges Vlies verwenden, das nicht durch die Nähte austreten kann
  • nicht in der Naht zu quilten.

Bei zur Seite gebügelten Nähten:

  • muß ich die Stellen im Auge behalten, an denen sich NZ stapeln können. Dann ist taktisch zu überlegen und zu planen (wie z.B. für das "Einrasten" von Nähten und bei einer "Rosette")
  • muß evtl. die Nahtzugabenbreite angepaßt werden.

Mein Fazit

Die einfachste und stabilste Technik ist sicherlich das Bügeln zur Seite. Das entstehende Auf und Ab dieser "textilen Landschaft" kann frau mögen oder nicht; mir gefällt das. Insbesondere auf Papier genähte Motive können prima im Nahtschatten nachgequiltet werden, was für mich ein absolutes Muß ist.

An Problemstellen greife ich auf das Auseinanderbügeln zurück. Dabei werden NZ an fühlbar dicken Stellen auch mal zurückgeschnitten, vorsichtig "ausgefranst" oder wechseln die Richtung, ermöglicht durch einem kleinen Einschnitt schräg zum Fadenlauf.

(1)
Daneben gibt es noch das "wilde Bügeln", d.h. nach dem - bügelfreien - Nähen eines Blocks wird das Bügeleisen auf die rechte Seite nur aufgesetzt - mit Dampf oder feuchtem Tuch. Dabei fallen die Nahtzugaben kreuz und quer dorthin, wohin sie von sich aus wollen. An knubbeligen Stellen wird die Nahtzugabe beherzt zurückgeschnitten.

Download des Artikels als PDF:

patchwork_buegeln.pdf (169 KB)

 

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© Regina Grewe, Kamen
Letzte Änderung: 07.09.2019